Fülle
der Farben
Grabmalereien des Neuen Reiches |
Vorgestellt
und erläutert durch Dr. Olivia Zorn
Ägyptische Museen und Sammlungen Berlin am 2. Juni 2002 in der Remise des Ägyptischen Museums Berlin Veröffentlichung des nachfolgendes Textes mit freundlicher Genehmigung der Autorin |
In
der 18. Dynastie (1540-1292 v. Chr.) entwickelt sich das oberägyptische
Theben zur Hauptstadt und damit zur politischen, geistigen und kulturellen
Mitte eines Weltreiches. Während auf der östlichen Nilseite die
Residenz mit ihren großen Tempelanlagen Karnak und Luxor aufblüht,
werden im thebanischen Westgebirge aufwendige Grabanlagen sowohl für
die Könige als auch für die hohen Beamten angelegt. Der anstehende
Kalkstein ist in diesem Gebiet sehr brüchig und eignet sich nur an
einigen Stellen für die Relieftechnik. Daher rückt eine andere
Dekorationsform ![]() Wie bei der Relieftechnik werden die Bilder auf den Wänden zunächst mit rot vorgezeichnet, dann erhalten sie in schwarz ihre endgültigen Konturen, die im letzten Schritt farbig ausgemalt werden. Als Vorlagen dienten die auf Ostraka (Kalkstein- und Keramikscherben) entweder nur skizzenhaft oder detailreich und vielfarbig ausgeführten Vorzeichnungen. Da bei der
Malerei die Wirkung der Bilder allein von den Farben ausgeht, finden sich
hier nuancenreichere Abtönungen als bei den bemalten Reliefs. Jedes
Objekt hat seine eigene, charakteristische Farbe, die es in jeder Szene
beibehält.
Die Malerei
bot dem ägyptischen Künstler die Möglichkeit, die Lebendigkeit
der Szenen durch die reiche Abstufung der Farbtöne, die Betonung landschaftlicher Diese Schilderungen machen das Grab zu einem „Ort der Herzensfreude“, an dem die Angehörigen der Verstorbenen „das schöne Fest des Wüstentales“ feiern. Bei dem Festgelage im Grab werden die Toten mit einbezogen, dabei verwischen die Grenzen von diesseitigen und jenseitigem Leben.
Die lebensfrohen Darstellungen der 18. Dynastie treten in der 19./20. Dynastie (1292-1075 v. Chr.) hinter ernsten Themen zurück. Das Diesseits spiegelt sich jetzt überwiegend in religiösen Festen, Prozessionen und im ausführlich beschriebenen Tempeldienst wider. Die Wirklichkeit des düsteren Jenseits mit seinen Gefahren, die die Malereien der 18. Dynastie weitgehend ignorieren, tritt jetzt – wie schon in den Königsgräbern – deutlich hervor. Am Ende des Neuen Reiches (um 1150 v. Chr.) rückt die Malerei wieder zugunsten des dauerhafteren Reliefs in den Hintergrund. Im Neuen
Reich (1540-1075 v. Chr.) tritt die Malerei aus dem Schatten des (bemalten)
Fotos: Gitta Warnemünde |