Kunstwerk des Monats Juni 2001 |
Römisch
leben, ägyptisch sterben
Mumienmasken aus Mittelägypten |
Vorgestellt
und erläutert durch Frau Dr. Hannelore Kischkewitz
Ägyptisches Museum Berlin am 10. Juni 2001 in der Remise des Ägyptischen Museums Berlin Veröffentlichung des nachfolgendes Textes mit freundlicher Genehmigung der Autorin |
Die Masken
von zwei Frauen und zwei Männern
Gemeinsamkeiten
Die Auftraggeber der vier Masken gehörten wohl zu einer Familie, die in der lokalen Oberschicht um die mittelägyptische Provinzstadt Meir eine Rolle spielte. Darauf lassen auch die griechischen Namen schließen, die Pa-syg (Inv.-Nr. VÄGM 111-89) und sein Vater neben ihren ägyptischen trugen. Die Art ihrer Verwandtschaft bleibt ungeklärt. |
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1. Maske
eines Mannes
Inv. Nr. 34435 H = 61 cm, B = 30 cm, T = 38 cm Das Gesicht, Haar und Lippen sind vergoldet. Die Dekoration der Kopftuchlappen besteht aus liegendem Schakal, geflügelter Sonnenscheibe und Uräen mit Sonnenscheibe. Die Folge der Sympole endet am unteren Bildrand mit einem geflügelten Skarabäus (Schutz), der sich von einem aufgemalten Perlennetz (Himmel) abhebt. Bildfries
der Kopfumrandung:
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2. Maske
einer Frau
Inv.-Nr. 34433 H = 58 cm, B = 29 cm, T = 34 cm Die Details des jugendlichen Gesichtes sind aufgemalt: Augen, Augenbrauen, Mund, Mundwinkel, Halsfalten, auch Ohrringe und eng anliegende Halskette. Zu den Accessoires gehören die schulterlange Löckchenperücke, ein Diademreif über der Stirn (in Gips modelliert). Die Dame trägt einen roten Chiton mit zwei blauen Clavi. Die spitzen Brüste sind durch aufgesetzte Goldplättchen betont. Das Gewand entstammt der griechischen (römischen) Frauenmode. Rot ist in ägyptischer Tradition die bevorzugte Farbe der Kleidung von Göttinnen und für gehobene Anlässe. Die Hände sind ausgestreckt bzw. zur Faust geballt vor den Leib gelegt, Fingernägel und Fingerglieder in roter Farbe nachgezeichnet. Eine frei hängende Halskette aus Glas und Fayenceperlen, aufgefädelt auf einen Leinenfaden, zwei Schlangenarmbänder und ein Ring runden das modische Erscheinungsbild ab. Bildfries
der Kopfumrandung:
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3. Maske
einer Frau
Inv.-Nr. 34433 H = 61 cm, B = 31 cm, T = 41 cm Die Details der Gestaltung entsprechen denen der Frauenmaske unter 2. Das Gesicht zeigt individuelle Züge (Mundpartie). Ein Blütenkranz bedeckt die Stirn, den "Kranz der Rechtfertigung" vor Osiris nach bestandenem Jenseitsgericht. Einen ähnlichen Kranz hielt sie auch in der vor den Leib gelegten geballten rechten Hand. Auch die linke Hand ist vor den Leib gelegt. Die Dame ist festlich zurecht gemacht mit Kosmetik, Gewandung und Accessoirs wie die Dame unter 2. Bildfries
der Kopfumrandung:
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4. Maske
eines Mannes
Die Dekoration der Vorderansicht der Maske entspricht nahezu der der Maske unter 1. Je ein Udjat-Auge rechts und links der Kopftuchlappen und ein hockender Ibis in Glaspaste eingelegt ergänzen die Zahl der Heilszeichen und Symbole. In diese Kategorie gehören auch die geflügelte Sonnenscheibe mit Uräen sowie 5 Uräen rechts und links eines Lebenszeichens über Stirn und am Hinterkopf (Schutzsymbole für den Kopf). Bildfries
der Kopfumrandung:
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Die
Herkunft der Masken
Sie stammen aus der Nekropole von Meir/Mittelägypten. Ahmed Kamal grub dort 1910 im Auftrage und auf Rechnung des Privatsammlers Sayed Bey Khashaba aus Assiut. Er fand in einer einfachen, 2,5 m tiefen Grube - einem Familiengrab - sieben Mumien mit Masken des als Kunstwerk des Monats vorgestellten Typus. Sie trugen griechische Namen wie Hierax oder Akulax. Ihr Lebensalter war mit 27, 50 oder 64 Jahren angegeben. Die in der Sammlung Khashaba gezeigten "Meir-Masken" wurden wie die Sammlung selbst 1960 von den Khashaba-Erben mit behördlicher Genehmigung ins Ausland verkauft. Nach einer Schweizer Privatsammlung und anderen Vorbesitzern gingen 3 Masken 1989 in den Besitz des Ägyptischen Museums und eine in den des Vereins zur Förderung des Ägyptischen Museums über. Herstellung
von Mumienmasken aus Leinwandkarton
Namen
und Kosten von Masken
24 Drachmen
für eine Maske 1. Jh. n.Chr.
Bezeichnung der Masken: Prosopoio Kosten für
ein Begräbnis im 2. Jh. n.Chr. 440 Drachmen 16 Chalkoi
Fotos: Gitta Warnemünde |